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Petra Spielhagen (D)

Le Ronronnement de la Forêt 

(Das Schnurren des Waldes)

Die Berliner Künstlerin Petra Spielhagen beleuchtet in ihren Fotografien und Installationen die Schnittstelle zwischen Alltag und Inszenierung. Während ihres Aufenthaltes bei DIEresidenz möchte sie sich der Landschaft widmen, die stark vom Menschen geprägt, geformt, in messbare Raster unterteilt ist. Zudem folgt sie  mit ihrer Kamera Insekten in ihrem Alltag...

In ihren Fotografien und Installationen beleuchtet die Berliner Künstlerin Petra Spielhagen die Schnittstelle zwischen Alltag und Inszenierung. So hat sie in zwei älteren, bei Nacht aufgenommenen Serien monumentale, Scheinwerfer-bestückte Landwirtschaftsmaschinen beziehungsweise kilometerlange, orange-leuchtende Gewächshäuser fotografiert, quasi menschenleer, mit einem Hauch von Science-Fiction. Und doch sind diese Sujets menschengemacht, nur dass wir sie selten gesehen beziehungsweise nie so gesehen haben.

Auch während ihres Aufenthalts bei DIEresidenz wollte sich Petra Spielhagen der vom Menschen geprägten, domestizierten Landschaft widmen. Eine Corona-Episode ließ sie sich jedoch auf die unmittelbare Umgebung der Residenz konzentrieren, in der sie genau beobachten konnte, wie grünende Bäume als Reaktion auf große Hitze ihre Blätter fallen lassen und nach einem langersehnten Regen alles sprießt und glänzt. „Würde es ihn nicht schon geben, hätte ich hier den Impressionismus erfunden!“, kommentiert die Künstlerin die kleine Serie von Nahaufnahmen, in denen Büsche und halbhohe Bäume ineinander zu verschmelzen erscheinen. Spielhagen, die zuletzt zumeist nachts fotografiert hat, ist fasziniert von dem südlichen Licht und der intensiven Farbigkeit der Natur, was wohl auch ein Grund dafür bildete, vermehrt tagsüber zu fotografieren.

Die Residenz als Experimentierort nutzend, testet sie in Die die Grenzen der Handy-Fotografie aus und macht im Gegensatz zu früheren Serien viele Hochformate, „Portraits“ der Natur, die sie im Gespräch als „Gegenüber“ bzw. „Verwandter“ bezeichnet und mit der sie bei ihrem Aufenthalt in einen intimen Dialog tritt. Dazu trägt auch bei, dass sie mit dem Handy spontaner arbeiten kann und kein langwieriger Aufbau eine Distanz zum Sujet schafft.

Parallel dazu fotografiert die Künstlerin aber auch bei Nacht. In der Ausstellung zu sehen ist ein Ensemble, das an ihre vorangegangenen Nachtserien erinnert. Die auch hier menschenleere Szenerie scheint auf etwas zu warten. Selbst der Vollmond wirkt wie ein Scheinwerfer auf einer Bühne, was an die Tatort-Fotografien von Thomas Demand denken lässt. Währen dieser Pressebilder in Papiermodellen nachbaut und dann wieder abfotografiert, weshalb eine tatsächlich unwirkliche, da mehrfach übersetzte Situation entsteht, bleibt Spielhagen bei der Realität. Charakteristisch für ihr Werk ist, dass sie fast ausschließlich mit gefundenen Motiven und gefundenem Licht arbeitet und auch nur wenig nacharbeitet. Somit ist die Inszenierung keine Methode, sondern Sujet - und die Protagonisten der wahlweise romantischen oder beklemmenden Umgebung sind wohlmöglich wir und unser Unbewusstes. c.b.

Dies ist der vorerst letzte Austausch mit den Lichtenberg Studios Berlin, die im Herbst 2025 wegen Renovierung schließen.

Danke an Uwe Jonas für dieses schöne gemeinsame Abenteuer einer achtjährigen Kooperation!


Mehr Infos zur Künstlerin : http://petraspielhagen.de