← zurück  |  DIEresidenz Berlin Februar/Juni 2025
 

Anna Chkolnikova (BLR)

AFTER ALL

DIEresidenz Berlin freut sich, Arbeiten von Anna Chkolnikova, der ersten Residentin in 2025, gemeinsam mit denen von Catherine Rose Evans und Piotr Pietrus zu zeigen, die vor fünf Jahren als Stipendiaten zu DIEresidenz in Frankreich kamen.

Die Ausstellung After all berührt die Bereiche von Zeitlichkeit, Erinnerung, Sichtbarem und Unsichtbarem. Anna Chkolnikova verschiebt den Fokus ihrer Arbeiten auf vermeintliche Nebenschauplätze, während Catherine Rose Evans und Piotr Pietrus zeitgenössische Spuren einer römischen Göttin fotografierten...

Anna Chkolnikova interessiert sich für das Unklare, das, was nicht mehr da, nicht gesehen oder verstanden werden kann. Und für die Stimmung, die solche Störmomente auslösen. Mit großer Präzision zeichnet sie etwa eine unscharfe runde Form, die wie ein blinder Fleck im Auge wirkt. Und das gleich zweimal. Denn es passiert immer wieder, dass etwas verschwindet, Dinge unklar sind – und das gilt es laut der Künstlerin zu akzeptieren.

Die Arbeit in der Raummitte, macht etwas sichtbar, das im Verschwinden begriffen ist, das Schreiben von Briefen in einer jeweils unverwechselbaren Handschrift. Chkolnikovas Briefe sind nicht mehr lesbar, auch wenn das Entwurfsblatt Verweise zu russischen Wörtern enthält. Im eigentlichen Brief ist schließlich nur noch die Komposition - die Länge der Wörter, die Interpunktion und die Absätze - geblieben.

Was wir zu vergessen (verdrängen) versuchen, taucht in der Regel wie ein übermaltes Graffiti wieder auf und genau dieser schwebende Zwischenzustand charakterisiert Chkolnikovas Arbeiten. Bedeutet After All, dass alles vorbei ist, oder meint es vielmehr eine Zäsur, ein Auftakt zu etwas Neuem? Wie die Saite C/ "Do" vermuten lässt, welche die Künstlerin in situ bei DIEresidenz Berlin im Raum aufspannt und was aus dem Russischen übersetzt "vor" bedeutet… 


Catherine Rose Evans und Piotr Pietrus behandeln ebenfalls etwas Vergessenes, Verdecktes, als sie bei ihrer Residenz in Die den zeitgenössischen Spuren der römischen Göttin Kybele nachspürten. Mit großer Sensibilität für die Magie der Dinge entlocken sie gar einem Stein das Porträt der Göttin der wilden Natur, die auch die "Mutter der Berge" genannt wird.  

Der Sage nach aus einem schwarzen Meteoriten geboren, wurde Kybele in der Antike als eine der größten Göttinnen des Nahen Ostens geehrt und von den Römern im 2. Jh. n. Chr. in Die eingeführt. Das KünstlerInduo fand ihre Spuren sowohl im Museum als auch in der Natur und hielt dies in Fotografien in ihrem jeweils eigenen Stil fest - Catherine Rose Evans eher minimalistisch-analytisch, Piotr Pietrus als sensibler Dokumentarfotograf. Während ihrer Recherche stießen sie auf eine Quelle, einen Meteoriten und zahlreiche Zufälle, die möglicherweise direkt von der "Hüterin des Wissens" – ein anderer Namen für Kybele – verursacht wurden. cb

Mehr Infos zu den KünstlerInnen: chkolnikova.com; catherineroseevans.com, piotrpietrus.com,
Mehr zum Projekt zu Kabele/Cybèle bei DIEresidenz und im Musée de Die et du Diois 
Fotocredit: Piotr Pietrus